Leutershausen – 17. Juli 2018

Gen-Defekt im Sommerloch – oder steckt mehr dahinter?

Aktueller Sachstand der DSP-Verbände, DSP-Hengsthalter und der Vermarktungs GmbH
Das Schlagwort des Sommers in der Pferdezucht heißt „WFFS“, das Warmblood Fragile Foal Syndrome. Hierbei handelt es sich um einen autosomal rezessiv vererbbaren Gendefekt (d.h. ein Tier erkrankt nur, wenn es je ein betroffenes Gen von Vater und Mutter erhalten hat), der Resorptionen bzw. Aborte bei Stuten, als auch eine angeborene Bindegewebeschwäche bei geborenen Fohlen verursacht. Lebend geborene Fohlen haben keine Überlebenschance und sterben in den ersten Wochen nach der Geburt. Das WFFS-Syndrom gibt es Schätzungsweise seit 170 Jahren. Aktuell vermutet man eine Trägerschaft bei ca. 10 Prozent der Warmblutpferdepopulation. Jüngst wurde ein Fall aus den USA bekannt, der über die Social Media-Kanäle das Thema hoch puschte.

Nachgewiesen werden kann dieser Gendefekt seit dem Jahr 2012. Über eine Untersuchung in einem Labor anhand von Haaren oder Blut besteht die Möglichkeit, Zuchttiere zu testen, um künftig die Anpaarung von positiven Stuten bzw. Hengsten untereinander auszuschließen. Bei Anpaarung von zwei WFFS-Trägern kommt es zu Aborten oder zu Lebendgeburten mit folgenden zwei Varianten: Das Fohlen erkrankt mit einer Wahrscheinlichkeit von 25%. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% wird der Defekt weitervererbt, die Fohlen erkranken nicht, sind aber stille Träger der Erbkrankheit.

Auf Grund dieser Tatsachen wird der freiwillige Test von Hengsten, aber auch Zuchtstuten seitens der DSP-Verbände und der DSP-Hengsthalter empfohlen. Die wissentliche Anpaarung zweier WFFS-Trägertiere ist darüber hinaus ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Studie an der Uni Göttingen

Im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) wird die Uni Göttingen eine wissenschaftliche Studie „Untersuchungen zum Vorkommen des WFFS und weiterer Erbdefekte in der Population Deutscher Reitpferde“ voraussichtlich mit Unterstützung aller Warmblut-Verbände starten. Die fünf Süddeutschen Pferdezuchtverbände unterstützen diese Studie finanziell und mit Testergebnissen. Darüber hinaus soll in allen Verbänden ein Monitoring stattfinden, welches auch seitens der Hengsthalter des Deutschen Sportpferdes mit Ergebnissen von WFFS-Tests unterstützt wird.

Aufgefordert werden auch Züchter, die ihre Zuchttiere auf freiwilliger Basis testen, die Ergebnisse dem jeweiligen Pferdezuchtverband zur Verfügung zu stellen, um sie in das Monitoring mit einfließen zu lassen. Sobald Ergebnisse aus dieser Phase vorliegen, wird über weitere Schritte sowie eventuell eine Anpassung des Zuchtprogramms im Hinblick auf Anpaarungsempfehlungen von WFFS-Trägertieren nachgedacht.

Auktionsfohlen und -hengste testen

Um den Beschickern der anstehenden DSP-Fohlenauktionen keine Wettbewerbsnachteile zu schaffen, ist die Empfehlung der Auktionsleitung in enger Beratung mit den DSP-Vertrauenstierärzten, die Fohlen, vor allem Hengstfohlen, auf freiwilliger Basis testen zu lassen und das Ergebnis der Süddeutschen Pferdezuchtverbände Vermarktungs GmbH als Information für interessierte Fohlenkäufer zur Verfügung zu stellen. Seitens der Beschicker wird dieser Vorschlag bereits sehr gut angenommen und vielfach in die Tat umgesetzt.

Für den zur Körung anstehenden Jahrgang 2016 wird ebenfalls die Empfehlung ausgesprochen, die Junghengste noch vor den Auswahlterminen testen zu lassen. Damit hat jeder Besitzer Klarheit, wie es um seinen Hengst steht, und auf den Körplätzen vor Ort können interessierte Käufer das Testergebnis mit in ihren Entscheidungsprozess einbeziehen. Wenn ein Köraspirant WFFS-Träger ist, ist dies nach momentanen Stand übrigens kein Ausschlusskriterium hinsichtlich der Körung bzw. Vermarktung dieses Hengstes auf den DSP-Körveranstaltungen.

 

V.i.S.d.P.:
AGS Arbeitsgemeinschaft der Süddeutschen Pferdezuchtverbände, Arbeitsgemeinschaft der Hengsthalter des Deutschen Sportpferdes (DSP) und SPV Süddeutsche Pferdezuchtverbände Vermarktungs GmbH